Q&A: Umut Yamac

Umut Yamac ist ein britischer Architekt und Designer, dessen Arbeit den Schnittpunkt von Architektur und Licht erkundet. Sein von der Natur inspiriertes Werk zeichnet sich durch präzises handwerkliches Können und genaue Kenntnisse der Materialien aus.

Array, eine Erforschung des kinetischen und volumetrischen Effekts von Licht und Fäden, ist die erste Zusammenarbeit zwischen Yamac und Vibia. Aus einer Vielzahl feiner, handgewebter, straff zwischen zwei Aluminiumreifen gespannter Fäden bestehend, präsentiert sich die Kollektion in Form verschiedener majestätischer Volumen, die über Kopf schimmern. Die stabilen und doch lichtdurchlässigen geschichteten Fäden beeinflussen die Wahrnehmung des Betrachters von Volumen und Tiefe und ermöglichen so eine neue räumliche Erfahrung.

Können Sie sich bitte kurz vorstellen? Was hat Sie beeinflusst und woher kommt Ihre Inspiration?

Ich bin in London als Sohn türkischer Eltern geboren und aufgewachsen und bin zwischen diesen beiden Ländern und Kulturen hin und her gereist. Ich war schon immer davon fasziniert, wie manche Objekte und Räume über ihren alltäglichen Zweck hinausgehen und eine weitere Bedeutung gewinnen.

Nach dem Designstudium gründete ich 2011 mein Studio in East London, um mich auf dem Menschen nahe Designobjekte und -installationen zu fokussieren. Wie diese Objekte durch ihre Umgebung mobilisiert werden, oft durch physische oder empfundene Bewegung, lässt den Eindruck von Lebendigkeit entstehen und löst eine emotionale Reaktion in uns aus. Das ist der wichtigste Untersuchungsgegenstand, auf den ich in meiner Arbeit immer wieder zurückkomme.

An The Bartlett School of Architecture haben Sie Architektur studiert, bevor Sie für eine Reihe international renommierter Architekten tätig waren. Was hat Sie dazu bewegt, von der Architektur zum Produktdesign zu wechseln und wie beeinflusst ein Bereich den anderen?

An The Bartlett war ich immer im Atelier – ich probierte jedes verfügbare Werkzeug aus. Mein Schwerpunkt lag auf Designen durch Machen und darauf, ein Verständnis der Architektur durch das Herstellen und Testen von Materialien in der Praxis zu entwickeln. Der Schritt ins Produktdesign fühlte sich natürlich an, die Verbindung mit der Architektur besteht aber weiterhin. Vor allem die Beleuchtung, meine ich, ist eng mit der Architektur verknüpft. Was wäre die Architektur ohne das Licht?

Ganz gleich, ob natürlich oder künstlich, das Licht ist essenziell für unsere Wahrnehmung eines Raums, demnach ist das Lichtdesign eine Möglichkeit, räumliche und architektonische Ideen zu erforschen,

wie Transparenz, Volumen, Leichtheit und Schichtung.

Array ist zart genug, um das Licht durchzulassen und doch dicht genug, um eine dreidimensionale Form anzunehmen. So vermittelt sie den Eindruck extremer visueller Leichtheit. Woher kam die Inspiration dafür? Wie haben Sie eine solch einzigartige künstlerische Sprache gefunden?

Ursprünglich ging es mir darum, ein schlichtes Material, den Faden, zu verwandeln und durch Wiederholung, Spannung und Raum dreidimensionale Formen zu zeichnen. Mich faszinierte die Frage, wie wenig man braucht, um ein Volumen zu erschaffen. Und wie kann diese Form einen Raum bewohnen, ohne ihn dabei zu dominieren? Die Abstände im Gewebe sorgen für ein Gefühl der Transparenz, was bedeutet, dass man mit der Größe relativ weit gehen kann, ohne aufdringlich zu werden. Auf diese Weise erforschen diese Volumen, reichen in den Raum, lassen die Luft hindurch und werden beinahe zu einem architektonischen Element.

Array soll eine unvollendete Form sein, denn viel mehr soll der Betrachter sie vor seinem inneren Auge ergänzen.

Die Sprache hat sich im Laufe der Zeit entwickelt und soll dies auch weiterhin tun, wenn wir zusammen erforschen und arbeiten. Die Technologie, mit der wir den Materialgebrauch optimiert haben, während wir ein großzügiges und suggestives Volumen erschufen, ist unfassbar fortschrittlich und macht Freude, da sie nachhaltigere Produkte, minimalen Materialeinsatz, weniger Abfall und eine flache Verpackung für einen einfachen Transport ermöglicht.

Textur und Materialität haben die Fähigkeit, eine einzigartige Dimension zu erschaffen. Wie haben Sie begonnen, mit dem Faden zu experimentieren? Wie drücken Sie Gefühl durch Materialität aus?

Textilien und Fäden haben einen Bezug zum Körper und werden mit Wärme und Schutz in Verbindung gebracht.

Es interessierte mich, diese Konzepte und die Grenzen des Materials zu erforschen und zu testen, wie das traditionelle Webverfahren sich auf Beleuchtung anwenden ließ. Meine Erkundungen begannen mit einer gespannten Leuchte aus zwei sich kreuzenden gewebten prismatischen Kegeln. Von da an entwickelte sich der Prozess weiter, als ich verschiedene Geometrien erforschte und durch Trial-and-Error die Eigenschaften und Parameter dieses Materials kennenlernte.

Bei diesen frühen Entwürfen faszinierte mich die Art und Weise, wie die Schichtung der Fäden Volumen schuf, aber auch die Illusion von Bewegung durch ein Moiré-Muster erzeugte, das durch das Licht hervorgehoben wurde. Array ist der Höhepunkt dieser Experimente, sowohl 3D-Zeichnungen im Raum als auch kinetische Volumen, die durch die Augen des Betrachters zum Leben erweckt werden.

Was macht ein Design authentisch? Was macht es zeitlos?

Authentizität ist ein interessantes Konzept und ist wohl ziemlich subjektiv. In der Praxis, denke ich, geht es darum, der Intuition zu folgen und so nah wie möglich an der ursprünglichen Fragestellung zu bleiben. Zeitlosigkeit hingegen beweist sich wahrscheinlich am besten im Laufe der Zeit.

Wie würden Sie deine Herangehensweise an die Beleuchtung beschreiben?

Räumlich.

Welche Reiseziele würden Sie einer Berufskollegin oder einem Studenten des Designs oder der Architektur empfehlen?

Ein sehr prägendes Erlebnis war für mich meine erste architektonische Pilgerfahrt zum Friedhof Igualada von Enric Miralles, am Stadtrand von Barcelona. Das klingt vielleicht ein wenig makaber, aber nachdem ich über das Projekt gelesen und es studiert hatte, war es inspirierend, das Gelände zu besichtigen. Es ist eine Poesie der Materialien und Landschaften. Somit wäre es ganz oben auf meiner Liste.

Wenn Sie eine Superkraft wählen könnten, welche wäre das?

Mehrere Arme zu haben, wie Shiva.

Was fehlt nie in Ihrem Kühlschrank?

Scharfe Sauce! Davon kriege ich nicht genug.

Vibia The Edit - Array. Enveloping light
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